“Das ist jetzt der Sommer, in dem wir jede Sekunde auf der Bühne genießen“, sagte Lex von MEGAHERZ und sprach damit allen beteiligten Bands aus der Seele. Und alle taten sie genau das: sie genossen ihre Bühnenzeit und legten grandiose Shows auf die Bretter. Welche Bretter? Die vom NACHT DER HELDEN OPEN AIR 2022 in Koblenz natürlich. Am 20.08.2022 fand dieses kleine Festival auf der Sparkassenbühne auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz statt. Es war die zweite Ausgabe, auf die die Fans so lange warten mussten. Denn nach dem erfolgreichen Einstand 2019 musste das Festival, wie so viele andere Veranstaltungen, zweimal verschoben werden, bevor es nun endlich wieder stattfinden konnte. Mit dabei das hervorragende unveränderte Line-Up, auf das sich die Fans seit Ankündigung der zweiten Runde freuen konnten: NACHTBLUT, MEGAHERZ, LORD OF THE LOST und HELDMASCHINE.
Line-Up
22.00 – 23.30 Uhr HELDMASCHINE
20.30 – 21.30 Uhr LORD OF THE LOST
18.45 – 20.00 Uhr MEGAHERZ
17.00 – 18.15 Uhr NACHTBLUT
Koblenz zeigte sich von seiner schönsten Seite: zogen vormittags noch einige dunklere Wolken über die Stadt am Rhein, stellten sich ab mittags wieder die derzeit normalen Bedingungen ein: Sonne, blauer Himmel, hohe Temperaturen. Zum Glück war es, im Gegensatz zu einigen vorherigen Tagen, aber fast schon angenehm warm und nicht viel zu heiß. Da die Einlasszeit zum Gelände des NACHT DER HELDEN OPEN AIRs mit 17:00 Uhr noch in die reguläre Öffnungszeit der Festung fiel, konnte man den Tag direkt mit einem kleinen Touri-Programm verbringen und sich vom Deutschen Eck zur Seilbahn zu bewegen und hoch zur Festung zu fahren, um sich die verschiedenen Ausstellungen und den atemberaubenden Blick von oben auf das Deutsche Eck zu gönnen. Sowas in der Art hatten einige Fans wohl auch getan, denn bereits ab 16 Uhr standen die ersten vor dem Gelände, um den ein oder anderen Blick zu erhaschen. Wer sich nicht direkt einreihen wollte, der konnte sich noch mit Merch eindecken. Die Stände befanden sich nämlich geschickterweise außerhalb des noch geschlossenen Bühnenbereichs. Dass der ein oder andere zugeschlagen hatte, zeigte sich dann im Laufe des Abends als es plötzlich hieß: „Das Festival-Shirt ist ausverkauft.“ Aber es gab noch genügend andere Shirts, Hoodies und vieles mehr zur Auswahl.
Kurz vor 17 Uhr begann schließlich der Einlass. Schnell, organisiert und super freundlich wurden die Festival-Bändchen verteilt. Auf dem Weg in Richtung Bühne konnte man sich direkt mit Essen und Trinken versorgen und dann stand man auch schon da. Die Location hat schon was Einzigartiges. Umrahmt von den Mauern der Festung, etwas abschüssig zur Bühne hin, ein überdachter Bereich vor der Bühne. In der folgenden halben Stunde bis zum Start der Live-Shows orientierte man sich also erstmal, suchte sich seinen Platz und wartete gespannt, auf das, was noch folgen würde.
Und das waren pünktlich gegen 17:30 Uhr erstmal Rene und Dirk von HELDMASCHINE, die sich offensichtlich riesig freuten, das Publikum zum diesjährigen NACHTE DER HELDEN OPEN AIR begrüßen zu dürfen. Endlich wieder. Die Freude war so groß, dass Rene auch kurzzeitig Musik-Genres durcheinander warf und die folgende Band dem Black Metal zu schrieb. Was natürlich schnellstmöglich von Dirk korrigiert wurde. Schließlich handelt es sich um Dark Metal. Und so ging es los. NACHTBLUT eröffnete das NACHT DER HELDEN OPEN AIR 2022.
Die Osnabrücker Band haute direkt los und bombardierte das Publikums mit einem Mix diverser Songs aus ihrer bereits über 15jährigen Laufbahn. Mit dabei waren u.a. „Multikulturell“, „Frauenausbeiner“ (mit deutlich hörbarer Unterstützung des Publikums. Wobei nie ganz klar war, ob jetzt wirklich „Frauenausbeiner“ oder „Frauen aus Bayern“ gesungen wurde), „Antik“ (einer der ältestens Songs der Band, weswegen auch hier alle mitsingen konnten) oder auch das Cover „Alles Nur Geklaut“, was die Show abschloss. Dass NACHTBLUT ab und an auch mal etwas kontrovers und provozierend unterwegs ist, zeigte sich an diesem Abend nur in dem Ausspruch „Eigentlich würden wir jetzt richtig loslegen, aber es ist noch zu früh.“ Losgelegt haben sie trotzdem. Aber irgendwie war das Konzert dann doch etwas hastig zuende. Gerade noch so richtig losgeballert, dann Abschlussbild und weg. Aber nun ja, wir lieben sie trotzdem.
Die Umbaupause wurde im Publikum für ein fröhliches Platzwechseln genutzt. Die Fans der einen Band etwas weiter nach hinten, die der nächsten weiter nach vorne. Oder/Und man versorgte sich mit Getränken etc. Eine halbe Stunde hatte man Zeit dazu. Dann war es wieder so weit. Rene und Dirk kamen auf die Bühne, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es weitergehen würde. Und so war es auch. Die Jungs der HELDMASCHINE durften nämlich nun einen Wegbereiter ihrer eigenen Genres ankündigen. Eine Band, die in nicht mehr fernen Zukunft ihr – man höre und staune – 30jähriges Jubiläum feiern kann. Denn es gibt sie bereits seit 1993. MEGAHERZ.
Und so konnte sich das Publikum auch bei dieser Band über eine Vielzahl älterer, neuerer und irgendwas zwischendrin Songs freuen. Mit dabei waren u.a. „Zombieland“ (inklusive Baseballschläger), „Nicht Genug“, „Horrorclown“, „Kopfschuss“, „Heuchler“, „Miststück“ (das vom Publikum natürlich mit“gesungen“ wurde), „Für Immer“ und „Himmelsstürmer“.
Wie sehr MEGAHERZ ihren Auftritt genoss (siehe Zitat oben) zeigte sich in ihrem gesamten Auftreten. Sie agierten miteinander, mit dem Publikum und immer wieder erzählte Lex zwischen den Songs ein bisschen was. Z.B. eine Anekdote von einem Konzert in Russland, bei dem er es mit den Vorbereitungen nicht so genau genommen hatte. Um dann den Text von „Kopfschuss“ voll in den Sand zu setzen. Während die Russen jedes einzelne Wort treffsicher mitsingen konnten. Dieses Mal lief es besser. Aber auch dieses Konzert war natürlich gefühlt viel zu schnell vorbei. Lex hatte aber eine gute Nachricht dabei: nächstes Jahr soll es nämlich ein neues Album geben!
Zur Ankündigung der dritten Band des Abends hatten sich die Herren von HELDMASCHINE etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Seilspringen. Sah sogar ganz ordentlich aus. Ob alle anwesenden den Gag verstanden, ist leider nicht bekannt. Für Fans der folgenden Band hätte es allerdings keine weitere Einführung benötigt. Rene und Dirk klärten trotzdem auf: direkt von der Tour mit Iron Maiden auf die Koblenzer Bühne stürmte nämlich nun LORD OF THE LOST.
Und wie sie stürmten. Die Jungs gaben mehr als nur Gas, spielten die ersten Songs einfach gefühlt ohne Punkt und Komma, ohne einen Zwischen-Atemzug hintereinander weg, rannten und sprangen über die Bühne und machten einfach nur Spaß. Dabei konnten sich die Fans auch bei LORD OF THE LOST auf eine Reise durch die Alben-Geschichte freuen, u.a. waren in der Set-List „Morgana“, „Under The Sun“, „Judas“, „Full Metal Whore“, „Children Of The Damned“, „Six Feet Underground, „Loreley“, „Blood For Blood“ und natürlich „La Bomba“ dabei. Geredet wurde zwischen den Songs nicht all zu viel. Wie denn auch? Mit viel reden wäre die mega Set-List von LORD OF THE LOST nicht einer Stunde durchspielbar gewesen.
Allerdings konnte sich Chris einen kleinen Witz nicht verkneifen als er meinte: „Es ist eine wahrlich satanische Veranstaltung hier. Wir haben sogar umgedrehte Fragezeichen!“ Und sie leuchteten auch noch schön rot an beiden Seiten der Sparkassen-Bühne. Zwischendurch gab es auch noch ein durch Chris animiertes Sportprogramm für das Publikum: Hüpfen war angesagt. Und zwar richtig. Mit Elan. Und alle mussten mitmachen. Auch wenn man gerade auf der Bühne am Filmen war. Chris selbst legte die gesamte Show über ein Sportprogramm hin. Bemerkenswert dabei war dann aber vor allem das Durchhaltevermögen beim Gesang. Denn auch wenn LORD OF THE LOST schon eine Weile unterwegs waren, hörte man es der Stimme von Chris nur hin und wieder an. Und selbst während des Herumrennens konnte er immer noch mit voller Kraft singen. Respekt.
Die letzte Band bekam keine persönliche Ankündigung. Wäre auch etwas seltsam gewesen, wenn sie sich selbst angesagt hätten. Es wäre aber schon irgendwie schön gewesen, wenn von den anderen Bands jemand dies hätte übernehmen können. Egal. Nach dem Umbau wurde es dunkel auf der Bühne. Sehr dunkel. Wer in der ersten Reihe stand konnte sehen, wie sich ein paar Schatten auf ihre Plätze begaben. Und dann fing es an. Blaue Lichter, Masken und ein hereinfahrender Rene.
HELDMASCHINE baten zum Tanz. Für ihre eineinhalbstündige Show hatten die Jungs eine abwechslungsreiche Set-List eingepackt.
Mit dabei waren Songs wie „Luxus“, „Schwerelos“, „Die Maschine Spricht“, „Kreuzzug“, „Sexschuss“, „Radioaktiv“, „Auf Allen Vieren“, „Ich, Ich, Ich“. Und natürlich zwei Konzert-Klassiker als Zugabe: „R“ und „Weiter“. Zwischen den Songs wandte sich Rene immer wieder an das Publikum und band es mit in die Show ein. Allerdings konnte er sich ein kurzes „Whaaaaat?“ nicht verkneifen, als sich doch ein paar viele Leute bei der Frage meldeten, wer HELDMASCHINE denn zum ersten Mal sehen würde.
Sie machten es aber wieder gut, indem sie inbrünstig bei „Auf Allen Vieren“ mitsangen (nach Aufforderung, etwas inbrünstiger zu singen) und sie alle, neue und alte Fans, trugen Rene bei „Weiter“ auf Händen durch das Publikum. Allerdings nur eine kurze Strecke, dann musste er schon wieder zurück. Was aber auch sehr gut funktioniert hat.
Und dann war Schluss. 23:30 Uhr fiel der Vorhang (bzw. das Abschlussbild für HELDMASCHINE) und die Jungs verabschiedeten sich von dem hervorragenden Publikum. Und das war es wirklich. Auch Chris von LORD OF THE LOST hatte dies bereits während der Show gesagt: es gab kein Drängeln, kein Schubsen. Alle nahmen aufeinander Rücksicht und waren immer freundlich dabei. Und so machten nicht nur die Bands diesen Abend zu einem Besonderen, sondern auch das Publikum. Und das gesamte Organisations-Team, denn der Ablauf war reibungslos, es gab nichts zu meckern, die Location war hervorragend und man fühlte sich einfach nur pudelwohl. Und möchte mehr.
Am 14.10.2022 steht die nächste NACHT DER HELDEN an. Nicht als Open Air, sondern in der KuFa Krefeld. Mit dabei sind SCHLAGWETTER, SÜNDENRAUSCH, HARPYIE, STONEMAN und STAHLMANN. Und während man sich bereits auf die Herbst-Variante freuen kann, hofft man natürlich innerlich auf eine baldige Ankündigung für ein weiteres NACHT DER HELDEN OPEN AIR auf der Festung in Koblenz.
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ext und Fotos von Nina