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Ganze neun Jahre mussten die Fans von PLACEBO auf ein neues Album warten. Das lange Warten hatte sich gelohnt. Denn mit „Never Let Me Go“ schafften es Brian Molko und Stefan Olsdal an die Spitze der deutschen Charts. Auch wenn der Sound etwas elektronischer geworden ist, so haben die Songs alle noch den typischen PLACEBO-Klang, der jedes Lied sofort als eines der Band enttarnt. Natürlich hat Brians Stimme auch einen extrem hohen Wiedererkennungswert und egal, was sie spielen, man erkennt die Band an seiner Stimme, dennoch sind sie sich in gewisser Weise treu geblieben. Zum Album gehört eine Tour und so touren PLACEBO gerade ausgiebig durch die Welt mit ihrer „Never Let ME Go“ – Tour. Natürlich haben sie auch wieder Halt in Köln gemacht.
Bereits im Foyer der Arena konnte man auf den kleinen Monitoren lesen, dass PLACEBO darum bitten, dass das Handy in der Tasche bleibt. Bei den vergangenen Release-Shows waren die Handys komplett verboten. Anstatt etwas zu verbieten, hat die Band es nun mit der freundlicheren Version versucht. Dennoch was es schwer vorstellbar, dass die Besucher sich daranhalten würden, denn irgendwie ist es eben die heutige Zeit, wo alles mit dem Handy festgehalten wird. Jede Zeit hat ihre Besonderheiten. Vor Showbeginn wurde diese Ansage dann nochmals vorgelesen und auf einer riesigen LED-Wand in fließendem Text angezeigt. PLACEBO sind dafür bekannt, dass sie nicht viel von Fotografieren und Filmen während der Show halten. Das betrifft nicht nur das Publikum, sondern auch die Presse. Der Ansatz der Band war dennoch gut. Über Verbote wird gemeckert und sich beschwert, über Bitten höchstens diskutiert.
Um kurz nach neun sollte es dann endlich losgehen. Die Lanxess Arena war mit etwas mehr als 10.000 Menschen befüllt und diese Masse an Menschen konnte man auch hören, als PLACEBO nach dem Beginn von „Forever Chemicals“ auf die Bühne kamen. Die Halle tobte. Kein Wunder, denn so lange musste man auf das neue Album warten und keiner wusste so genau, ob es überhaupt nochmal etwas Neues von den beiden Jungs geben würde.
Wer schon mal auf einem PLACEBO-Konzert war, der weiß, dass hier nicht viel gesprochen wird. Dafür bekommt man 2 Stunden Livemusik vom Feinsten. So war es auch an diesem Abend wieder. Im Vergleich zu anderen Tourneen hatte man allerdings dennoch das Gefühl, dass von Tour zu Tour weniger mit dem Publikum kommuniziert wird. Sicherlich sehen die vorderen Reihen, wenn Brian und Stefan lächeln und Freude zeigen. Allerdings bekommt das die Mehrheit der Konzertbesucher nicht mit. PLACEBO-Fans erwarten also nie lange Ansagen und sind auch nicht enttäuscht, dass so wenig kommuniziert wird. So kennen sie ihre Band und so lieben sie PLACEBO auch. Man könnte fast schon sagen: Das muss so. Auch ohne Ansagen wussten die Fans nach den ersten Sekunden welches Lied an der Reihe war. Textsicher war die Masse an Menschen sowieso. Jedes Lied wurde laut mitgesungen. Auf der Tribüne wurde getanzt. Die Stimmung war spitzenmäßig und auch die Band war gut drauf. Brian hatte sich verhältnismäßig viel vom Mikrofonständer entfernt und ist an den Bühnenrand gekommen und Stefan suchte den Kontakt zu den vorderen Reihen.
Gespielt wurden 21 Lieder. Davon stolze 11 vom neuen Album und mit „Shout“ von TEARS FOR FEARS und „Running Up That Hill” von KATE BUSH zwei Coversongs. Der Rest, was dann noch übrig blieb, waren Hits wie „Song To Say Goodbye“, „The Bitter End“ oder „For What It’s Worth”. Sicherlich ist es ungewöhnlich, dass eine Band fast das komplette neue Album spielt, wenn Sie auf acht Studioalben und entsprechend viele Lieder zurückgreifen könnte. Ob diese hohe Anzahl an neuen Songs jetzt übertrieben war, ist sicherlich auch Geschmackssache. Die Stimmung in der Halle war sehr gut, so dass mehr Hits zum Verbessern der Stimmung nicht nötig waren, aber das eine oder andere Lied hat man dann doch auf der Setlist vermisst. Besonders das TEARS FOR FEARS Cover kam in der Halle sehr gut an. Was PLACEBO anpacken, kann nur gut werden. Anders als sonst hat hier Stefan Olsdal und nicht Brian Molko einen Großteil gesungen. Großartige Coverversion in typischem PLACEBO-Sound neu aufgelegt.
Abgerundet wurde das Konzert mit einer wundervollen Lichtshow auf großen, fast schon übertrieben großen, Lichtwänden, die je nach Songs bewegt wurden. Die große Bühne muss ja auch irgendwie gefüllt werden und so war das Bild stimmig.
Wer lange Ansagen bei einem Konzert möchte, der ist bei PLACEBO definitiv falsch. Hier steht die Musik im Vordergrund und das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Das kann man gut oder schlecht finden, Fakt ist, dass PLACEBO auch nach mehr als 25 Jahren die Hallen noch füllen und nicht von der Bildfläche verschwunden sind. Sicherlich war eine Lanxess Arena in der Vergangenheit bei PLACEBO schon mal voller und so zeigt sich deutlich, dass die Krisen auch an Weltstars nicht spurlos vorbeiziehen. Wenn große Bands schon sichtlich Besucherzahlen einbüßen, kann man sich vorstellen, wie schwer es kleine Bands derzeit haben.
Das lange Warten auf PLACEBO nach der langen Pause, wo sie von der Bildfläche verschwunden waren, hat sich gelohnt. Das neue Album überzeugt und PLACEBO sind live einfach immer einen Besuch wert. Und wer sich jetzt fragt: Wie war das mit der Bitte das Handy in der Tasche zu lassen? Ja, das hat tatsächlich funktioniert. Natürlich hat man das eine oder andere Handy gesehen. Aber das war tatsächlich die Ausnahme. Mit Bitten kommt man eben doch weiter als mit Verboten.
Alle Bilder gibt es natürlich auf Flickr.
Text und Fotos von Yvonne Otte.
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Fans of PLACEBO had to wait a whole nine years for a new album. The long wait was worth it. The album „Never Let Me Go“ by Brian Molko and Stefan Olsdal made it to the top of the German charts. Even though the sound has become a bit more electronic, the songs all still have the signature PLACEBO sound, which immediately reveals each song as one of the bands. Of course, Brian’s voice also has a very recognizable voice and no matter what they play, you can easily recognize the band by his voice. With the album follows a tour and finally, PLACEBO are touring the world extensively to promote their latest record, „Never Let ME Go.” Of course, they also made a stop in Cologne again.
In the foyer of the arena, it was posted on small monitors that the band asks that cellphones remain in your pockets. At past release shows, cellphones were completely banned. Instead of strictly banning them, the band now tried a more relaxed take. Still, it was hard to imagine that an audience would stick to it because somehow it’s the reality of today’s time, where everything is recorded with the cellphone. Every time has its peculiarities. Before the show started, this announcement was displayed again on a huge LED-lit wall in flowing text. PLACEBO has been known for not being a fan of taking pictures and filming during the show. This applies not only to the audience but also to the press. Nevertheless, the band’s approach was good and mostly well recieved. Bans are grumbled and complained about, requests are discussed at most.
Short after nine, the show finally started. The Lanxess Arena was filled with a little over 10,000 people and the amount of people could also be heard when PLACEBO came on stage after the beginning of the first track on “Never Let Me Go,” „Forever Chemicals.” The hall was raging. It’s no surprise, because they had to wait so long for the new album and nobody really knew if there would be something new from the these guys again.
Anyone who has ever been to a PLACEBO concert knows that there is not much conversation. But you get 2 hours of live music at its best, as you did this evening. Compared to other tours, however, you still had the feeling that there is less of a connection with the audience from tour to tour. Surely the front rows see when Brian and Stefan smile and show joy. However, the majority of the concert-goers don’t notice that. So PLACEBO fans never expect long announcements and are not disappointed about that small communication. That’s how they know their band and that’s how they love PLACEBO. You could almost say: This is the way it has to be. Even without announcements, the fans knew after the first few seconds which song was next. The mass of people were knew the lyrics anyway. Every song was sung along to loudly. There was dancing in the tribune. The atmosphere was great and the band was in a good mood too. Brian often moved away from the microphone stand and came to the edge of the stage and Stefan was looking for contact with the front rows.
21 songs were played. Thereof are 11 songs from the new album and with „Shout“ from TEARS FOR FEARS and „Running Up That Hill“ from KATE BUSH two cover songs. The rest of the set list was filled with their more well known songs with the likes of „Song To Say Goodbye“, „The Bitter End,” and „For What It’s Worth“ to name a few. Surely it is unusual that a band would play almost the entirety of their new album when the have eight studio albums to look back on and so many other songs to follow. Whether this high number of new songs was exaggerated, it is certainly also a matter of taste. The atmosphere in the hall was very good, so more of their hits to improve the mood were not necessary, but some songs were missed on the set list. Especially the TEARS FOR FEARS cover went down very well in the hall. What PLACEBO tackle can only be good. Stefan Olsdal actually sang a big part here, along side Brian Molko, which is quite unusual. A great cover version reissued in the typical PLACEBO sound.
The concert was enhanced with a wonderful light show on large, almost exaggeratedly large, light walls, which were moved depending on the songs. The large stage must also be filled somehow and so the stage picture was coherent.
If you want long announcements at a concert, you are definitely in the wrong place at a PLACEBO show. Here the music is in the foreground and it has always been, and it will probably always be like that. You can have your own opinion about it, but the fact is that PLACEBO still fills the halls after over 25 years and have yet to disappear from the scene. Surely a Lanxess Arena was filled a bit more in the past with PLACEBO and so it shows clearly that a crisis can have a toll on a band. If big bands are already visibly losing audience, you can only imagine how hard it is for small bands at the moment.
The long wait for PLACEBO after the long break, with almost total absence from the scene, was worth it. Their new album is convincing and PLACEBO concerts are always worth an attendance. And who is asking now: How was the show with the request to leave cellphones in pockets? Yes, that actually worked. Of course, you saw one or two phones. But that was really the only exception. So it has been proven: You can get further with requests than with restrictions.
All pictures are of course available on Flickr.
Text and photos by Yvonne Otte