Das CASTLE ROCK FESTIVAL hat nun schon einige Jahre auf dem Buckel. Dennoch und gerade deswegen kommen die Leute immer noch zahlreich, teilweise mit der ganzen Familie, nach Mülheim an der Ruhr, um dieses kleine Festival zu besuchen und seine besondere Atmosphäre zu genießen.
Das Line-up konnte sich auch 2023 wieder sehen lassen:
30.06.2023 / Tag 1
20.45 – 22.00 Uhr MEGAHERZ
19:15 – 20:15 Uhr WARKINGS
18:00 – 18:50 Uhr NULL POSITIV
17:00 – 17:40 Uhr STORM SEEKER
16:00 – 16:45 Uhr SOULDBOUND
01.07.2023 / Tag 2
20:40 – 22:00 Uhr THE 69 EYES
19:10 – 20:10 Uhr END OF GREEN
17:45 – 18:45 Uhr LACRIMAS PROFUNDERE
16:30 – 17:25 Uhr HELDMACHINE
15:15 – 16:10 Uhr NACHTBLUT
14:10 – 14:55 Uhr VOODOMA
13:10 – 13:50 Uhr CIRCUS OF FOOLS
12:15 – 12:50 Uhr SEELENSTURM
Trotz des unberechenbaren und wechselhaften Wetters warteten viele Leute schon lange vor dem Einlass. Man merkte sofort: Das CASTLE ROCK ist ein Festival für die ganze Familie und ein jährliches Treffen alter Bekannter. Viele Kinder waren mit ihren Eltern da, und man hatte eher das Gefühl, dass man sich auf einem Sommerfest von und mit Freunden befindet, wo auch tolle Musik gespielt wird, und weniger, dass man „nur“ auf einem Festival war. Man fühlte sich sofort wohl und in die CASTLE ROCK-Familie aufgenommen. Es schien egal zu sein, wer da spielte, auch wenn das Line-Up mal wieder erstklassig war, denn die Leute lieben die Atmosphäre und das Drumherum so sehr, dass sie jedes Jahr wiederkommen und einfach jede Band lieben und feiern, egal, wer auf der Bühne steht.
Der Freitag, der kürzere der beiden Tage mit nur fünf Bands, lockte die Leute mit einem extrem guten Line-Up zum Schloss Broich und als krönenden Abschluss sollten die Jungs von MEGAHERZ die Bühne zum Beben bringen. MEGAHERZ können auf mehr als 30 Jahre Musikgeschichte zurückblicken. Wer die „Neue Deutsche Härte“ verfolgt, kommt um diese Band nicht herum. Auch wenn sie nun einem anderen Genre zugeordnet werden, gehören MEGAHERZ immer noch zu den Größen der „Schwarzen Szene“ und das konnte man auch merken, denn die Stimmung war gigantisch. Ein schöner Festivaltag endete mit einer großartigen Band. Der nächste Tag sollte früh beginnen.
Der zweite Tag des CASTLE ROCK FESTIVALS war etwas für Frühaufsteher: Um 12:15 Uhr sollten SEELENSTURM den Festivaltag eröffnen. Kein Problem für die Fans des CASTLE ROCK FESTIVALS, denn sie waren schon immer morgens zahlreich vor der Bühne vertreten. Das Line-Up war jedoch vielversprechend, so dass man gerne etwas früher aufstand, um zeitig auf dem wundervollen Gelände des Schloss Broich zu sein.
Den Anfang machten SEELENSTURM, eine großartige Gothic-Rock-Band aus Düsseldorf. Leider spielte das Wetter nicht mit, denn zeitgleich fing es an zu regnen. Den Fans war das egal, sie blieben stehen und feierten den Opener des zweiten Festivaltages. Gegen Ende des Sets wurde der Regen auch weniger.
Danach ging es mit CIRCUS OF FOOLS weiter. Wie der Name schon vermuten lässt, kamen die Mitglieder der Band als Clowns verkleidet auf die Bühne. Allerdings nicht wie die Clowns aus dem Zirkus, sondern eher wie Pennywise aus „ES“. Auffällige Kostüme und Make-up funktionieren immer und die Menschen waren fasziniert. Die bereits anwesenden Gäste feierten den Auftritt von CIRCUS OF FOOLS, der für alle sicherlich viel zu kurz war.
Das Gelände des Schloss Broich füllte sich langsam. Gut gelaunt und zahlreich warteten die Besucher, trotz des unbeständigen Wetters, nun auf die nächste Band. Mit VOODOMA kamen alte Bekannte auf die Bühne. Wer schon öfter beim CASTLE ROCK FESTIVAL war, weiß, dass man die Düsseldorfer Dark-Rock-Band VOODOMA entweder auf der Bühne sieht oder eben als Gäste. Da nicht nur die Band, sondern auch die Besucher Wiederholungstäter waren, war die Freude auf beiden Seiten riesig. VOODOMA sorgten für Stimmung und sind gern gesehene Gäste beim Festival. Die Zeit verging wie im Fluge und schon mussten die sympathischen Musiker die Bühne für NACHTBLUT räumen.
Mit NACHTBLUT wurde es ernst auf der Bühne. Zumindest Sänger Askeroth verzog keine Miene. Ansagen überließ er lieber dem gesprächigeren Bassisten Ablaz, den man auch von Bands wie SÜNDENKLANG oder STAHLMANN kennt und der den meisten Besuchern nicht unbekannt ist. Generell konnte man den Eindruck bekommen, dass er so seine eigene kleine Show innerhalb der Show spielt. Nicht im negativen Sinne, aber beim Schauen der Show blieb das Auge immer wieder bei ihm hängen, weil er einfach die Blicke auf sich zog. Zum Schmunzeln war sicherlich die Coverversion von DIE PRINZEN „alles nur geklaut“. In dieser doch härteren und weitaus düstereren Version, zusammen mit Askeroths Ausstrahlung, hatte das Lied eine gewisse Komik an sich. Ein toller Auftritt, aber auch viel zu kurz.
Als nächstes folgte eine Band, die besonders in ihrer Heimat Koblenz sehr beliebt ist. Mit Heldmaschine sollte ein Auftritt der ganz besonderen Art beginnen. Die Bandmitglieder kamen mit schwarzen Masken auf die Bühne gefahren. Ziemlich spacig und abgefahren. Es folgte fast eine Stunde Unterhaltung pur. Der charismatische Sänger Rene weiß, wie man die Leute unterhält und eine gute Show spielt. Aufgrund der frühen Spielzeit und des Open-Air-Formats kam die Lichtshow leider nicht so gut zur Geltung. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Von der ersten bis zur letzten Sekunde war die Stimmung auf dem Höhepunkt. Mehr ging nicht. Man kann HELDMASCHINE auch als Headliner der Herzen bezeichnen. Diese Band hat eine wahnsinnige Ausstrahlung und Energie, die auf das Publikum überspringt. Eindeutig eine extrem gute Show, die auch Headliner-Charakter gehabt hätte. Leider war sie mit 55 Minuten etwas kurz, aber das Line-Up war dieses Jahr mit acht Bands für den Samstag sehr voll, daher waren die Spielzeiten oft etwas kürzer als gewohnt. Vielleicht wird ihre zweite Band VÖLKERBALL mal Headliner des zweiten Tages. Mit ihrer Show sind sie eine der besten RAMMSTEIN-Coverbands und würden das CASTLE ROCK FESTIVAL buchstäblich anzünden.
Es war nun schon spät geworden. Die Besucher des CASTLE ROCK FESTIVALS ließen sich jedoch nicht von den immer wieder einsetzenden Nieselregen vertreiben. Anders als im Vorjahr leerte sich das Innenfeld während der Umbauphasen weniger stark, trotz teilweisen Regens. Aber Regen erträgt man wohl besser als die Sonne, die versucht einen zu grillen.
Mit LACRIMAS PROFUNDERE sollte das Abendprogramm beginnen. Dunkel war es zwar noch nicht, aber die Uhrzeit war vorangeschritten. Voller Energie kam Sänger Julian auf die Bühne und diese Energie sollte sich während des gesamten Auftritts nicht abschwächen. Ganz im Gegenteil. Julian suchte immer wieder die Nähe zum Publikum: Er ging an die Absperrung oder durch die Menge. Mittendrin, statt nur dabei war hier die Devise. LACRIMAS PROFUNDERE durften eine Stunde spielen. Die Zeit verging wie im Flug. Sicherlich hätte man sich auch hier etwas mehr Zeit gewünscht, aber die Band würde eine weitere Einladung zum Spielen sicherlich nicht ablehnen.
Es wurde langsam dunkler, und mit END OF GREEN sollte eine Band die Bühne betreten, deren Musik die Stimmung des Wetters widerspiegelte. Es wurde düster. END OF GREEN sind „alte Hasen“ im Musikgeschäft. Ihr letztes Album ist allerdings schon etwas älter. Zwischen den Songs gab es kleine Ansagen mit trockenem Humor. Am Ende gab es sogar noch einen neuen Song, der Lust auf ein neues Album macht. END OF GREEN kamen ohne Merchandise, standen aber trotzdem für die Fans da.
Nun folgte längeres Warten. Langes Warten auf den Headliner ist man auf Konzerten gewohnt, aber dieses Mal hat es sich wirklich in die Länge gezogen. Das Problem beim CASTLE ROCK ist leider, dass um 22 Uhr wegen Lärmbelästigung und Anwohnern eigentlich der Stecker gezogen werden muss. Verspätet sich der Act, wird die Show meistens etwas gekürzt, was besonders beim Headliner ärgerlich ist. Mit etwas Verspätung kamen THE 69 EYES dann auf die Bühne. Von der ersten Sekunde war klar: Das Warten hat sich gelohnt! Die Finnen brachten die Bühne zum Krachen und für das ausverkaufte CASTLE ROCK FESTIVAL gab es kein Halten mehr. Die Show kam extrem gut an und auch, wenn sie zu spät waren, hat man es der Band sofort verziehen. Natürlich war auch diese Show zu kurz, und man hätte sich mehr gewünscht. THE 69 EYES spielen nicht so oft in Deutschland auf Festivals, daher war es eine besondere Freude, dass sie beim diesjährigen CASTLE ROCK FESTIVAL dabei waren. Außerdem war es für die Finnen eine Premiere. Vielleicht machen sie bei anderen finnischen Metalbands etwas Werbung, damit wir künftig noch mehr finnische Bands begrüßen dürfen. LORDI hatten ja bereits im Vorjahr einen guten Start hingelegt. Ein wirklich toller Abschluss eines wundervollen Festivaltages, der bei allen wohl lange im Gedächtnis bleiben wird.
Das CASTLE ROCK FESTIVAL ist einfach mehr als nur ein kleines Stadtfestival. Es besticht durch großartige Bands, eine tolle Location, faire Preise und eine familiäre Stimmung. Kinder sind herzlich willkommen, was auch leider nicht immer und überall so selbstverständlich ist, und der Kontakt von Bands zu den Fans wird hier großgeschrieben. Jeder bekommt sein Autogramm und sein Foto. Man hat die Möglichkeit, kurz miteinander zu plaudern, und die Bands nehmen sich wirklich sehr viel Zeit für die Fans! Das Line-Up war auch 2023 wieder großartig und dass es wegen Corona eine lange Phase ohne Konzerte gab, war quasi schon vergessen. Natürlich lohnt sich das CASTLE ROCK FESTIVAL jedes Jahr. Aber dieses Jahr gab es sogar noch eine Band mehr.
Das CASTLE ROCK FESTIVAL gehört zur Festivalsaison dazu. Wer nicht genug bekommen kann, sollte sich jetzt schon den 05.07.2024 und den 06.07.2024 vormerken. Da findet das Festival im nächsten Jahr statt und mit ORDEN ORGAN, VISION OF ATLANTIS, UNZUCHT und GOTHMINISTER wurden bereits die ersten Bands bekannt gegeben. Tickets gibt es ab dem 31.08.2023 im Vorverkauf!
Alle Bilder gibt es natürlich auf Flickr.
Text und Fotos von Yvonne Otte.