Das METALACKER-FESTIVAL im kleinen Tennenbronn, mitten im Schwarzwald gibt es bereits seit 2012. Auch in diesem Jahr strömten wieder bis zu 3000 zahlende Metalfans auf das Gelände. Das Line Up war auch wieder vom Allerfeinsten. STELLARIS, VISIONS OF ATLANTIS, ANY GIVEN DAY, BRAINSTORM und NACHTBLUT, um nur einige der Top Acts zu nennen. Das war erneut Grund genug für uns, sich auf den Weg in den Süden zu machen, um für euch zu berichten.
Freitag, 25.08.2023
Die diesjährige Anfahrt verlief reibungslos, wer an unseren Bericht vom letzten Jahr zurückdenkt, erinnert sich vielleicht noch daran, dass wir eine ziemliche Irrfahrt durch Wald und Feld hinter uns hatten, bis wir auf die geliebten Menschen in dunkler Kleidung und langen Haaren trafen. Allerdings hatte dieses Jahr ein Unwetter bereits am Vortrag über dem Festivalgelände gewütet, so das viele Zufahrtswege und auch die Tagesparkplätze bereits sehr schlammig waren. Wir entschieden uns daher kurzfristig einen etwas weiter weg vom Festivalgelände gelegenen Parkplatz anzusteuern um, mit unserem Camper, nicht im Matsch stecken zu bleiben.
Am Festivalgelände angekommen nutzten wir die Ruhe bis zur Öffnung der Tore, um uns einen Überblick über das Gelände zu verschaffen. Diese herrliche Kulisse mussten wir erneut erstmal auf uns wirken lassen. Zur Bühne abfallend war das Gelände in wunderschöne Schwarzwald Atmosphäre eingebettet. Auf der Veranstaltungswebsite wird es beschrieben als ein „schöner Naturhang, welcher einem Amphitheater schon recht nahekommt.“ Dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen. Die Bühne war fast von überall auf dem Gelände her einsehbar. Einfach traumhaft!
Mittlerweile war es 17:00 die Tore öffneten sich und die ersten Fans stürmten wahrhaftig aufs Gelände, um sich die heißbegehrten Plätze in der ersten Reihe zu sichern! Es erinnerte uns ein wenig an das Käserennen im englischen „Cooper’s Hill“.
Den METALACKER musikalisch eröffnen durften SYDRA aus Freiburg. Die noch recht junge Thrashmetal-Band, spielte das erste Mal auf dem ACKER. Zu Songs wie „It Ain’t Enough“ gab es schon die ersten kleineren Circlepits und eine Wall Of Death, was als Indiz für die gute Stimmung und Feierlaune des Publikums gesehen werden konnte. Beim obligatorischen Abschlussfoto forderte Frontmann Leon Haberstroh die Menge auf noch näher zu rücken und verriet, dass Sie noch nie vor so einem großen Publikum gespielt hätten und dass es einfach nur der Wahnsinn sei. Das können wir bestätigen, die Jungs haben sehr viel Spaß gemacht und machten Bock auf mehr.
Nach diesem gelungenen Auftritt betrat die erste nicht deutsche Band die Bühne. STELLARIS aus Prag statteten dem METALACKER einen energiegeladenen Besuch ab. Die Mannen um Frontfrau Nicol Hofman spielten Modern Metal mit Anleihen aus dem Metalcore. Wir hatten bereits auf dem Camping Battleground Festival im Mai diesen Jahres die Ehre die spielfreudigen Tschechen kennen und ihre Musik lieben zu lernen. STELLARIS brachten die Menge mit ihren Songs ordentlich auf Temperatur, mit „Avatar“ stellte die Band sich klar gegen Mobbing und Hetze im Internet, was die Menge mit lauten Zustimmungsrufen quittierte. Die quirlige Tschechin sprang das ganze Set wie ein Flummi über die Bühne, was darin gipfelte, dass sie sich während „Hell-O“ zum Crowdsurfen in die Menge schmiss und weiter ihre giftigen Screams gepaart mit ihrer seidigen Cleanvoice von sich gab. Nach 45 starken Minuten verabschiedeten sich STELLARIS unter tosendem Jubel. Wer die Chance hat, sollte sich die coreaffinen Tschechen nicht entgehen lassen. Im Internet sind sie unter STELLVRIS zu finden.
Weiter ging es symphonisch mit den steirischen Piraten von VISIONS OF ATLANTIS. Ihr Opener „Master The Hurricane“ sollte unwissentlich ein Omen für den kommenden Abend werden, doch dazu später mehr. Die Symphonic Metaller lieferten eine gewohnt gute Show ab, alles wirkte sicher und erprobt. Die samtig weiche Sopranstimme von Sängerin Clémentine Delauney passt einfach wunderbar zum kräftigen Organ Ihres Gesangspartners Michele Guaitoli. Das Publikum feierte die Songs frenetisch mit, lediglich die oberen Ränge am Kopf des Hügels waren Sänger Michele noch etwas zu leise, und so forderte er sie immer wieder auf sich an der Piraten-Party zu beteiligen. Zu Ihrem Song „The Deep & The Dark“ fielen die ersten Regentropfen, was die feiernde Meute jedoch nicht davon abhielt zu „A Journey To Remember“ einen Circlepit zu formen. Moment: Ein Circlepit bei Symphonic Metal? Bei VISIONS OF ATLANTIS – Kein Problem! Mit den Songs „Melancholy Angel“ und „Pirates Will Return“ wurde das Publikum aufgefordert zu springen und zu rudern. Den Abschluss des großartigen Sets machte „Legions Of The Seas“, welches mit einer Wall Of Death der Zuschauer eingeleitet wurde.
Nach einem kurzen heftigen Regenschauer stand der erste Headliner des Abends bereit die schon angestachelten Fans auditorisch zu beglücken. ANY GIVEN DAY aus Gelsenkirchen mobilisierten bei den Feiernden mit ihrem Metalcore die noch verbliebenen Energien und wurden frenetisch abgefeiert. Zu „Savior“ oder „Endurance“ wurde ordentlich gemoshed, gebangt und gecircled. Als schöne Anekdote sollte noch erwähnt werden, dass Growler Dennis Diehl während „Endurance“ auffiel, dass sich ein kleines Mädchen verletzt hatte, und so ließ er verlauten, dass die Fans bei allem Feiern auf sich aufpassen sollten, die Kleine lud er ein sich die Show von der Bühne aus anzuschauen. Die Fans waren dann wieder ordentlich am Feiern, als der Veranstalter Simon Kaltenbach die Bühne betrat und die Show abbrechen musste, da erneut eine Gewitterfront aufgezogen war und der festivaleigene Meteorologe vor Starkregen, Blitzen und Sturmböen gewarnt hatte. Frei nach dem Motto „Safty first“ wurde der Festivalbetrieb somit gegen 22:00 Uhr unterbrochen, und die Besucher gebeten das Gelände zu verlassen und Schutz in Ihren Autos zu suchen. Die Räumung des ACKERs lief problemlos und geordnet ab. Glücklicherweise kam es nicht so schlimm, wie befürchtet und das Festival konnte gegen 23:15 Uhr fortgesetzt werden. Auch die Behörden stellten sich nicht quer, somit war es möglich, dass aufgrund einer Verlängerung der Spielzeit ANY GIVEN DAY ihr Set abschließen konnten und auch die nachfolgenden Bands NACHTBLUT und CYTOTOXIN ihre vollen Sets spielen konnten. Leider hatten bereits viele Tagesgäste das Gelände komplett verlassen und auch wir waren in unserem Camper zu weit entfernt, als dass eine Rückkehr sich gelohnt hätte. So endete der erste Festivaltag turbulent und wir freuten uns auf den nächsten Morgen.
Samstag, 26.08.2023
Der Samstag begann, wie der Freitag geendet hatte mit viel Regen. Als der Regen etwas nachließ machten wir uns gegen 14:00 Uhr auf den ca. 30-minütigen Fußmarsch von unserem Camper auf das Festivalgelände. Ein freundliches Ehepaar hielt auf dem Weg neben uns an und fragte, ob Sie uns auf das Gelände mitnehmen sollten. Wir nahmen die Einladung sehr gerne an, wieder mal ein Beispiel wie die Metal-Gemeinschaft zusammenhält. Vielen Dank nochmal dafür, falls Ihr das lesen solltet.
Auf dem Gelände eröffneten PINGHOST aus Balingen mit ihrem Metalcore den letzten Festivaltag. Von den Fans, die sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Gelände befanden, waren circa die Hälfte davon direkt vor der Bühne und ließen sich von dem aufgeweichten Boden nicht die Laune verderben. Einige zogen sich die Schuhe aus und tanzten wild durch den Matsch, einer ließ sich sogar zu einem „Purzelbaum“ auf dem schlammigen Boden hinreißen. Zu „Apatia“ gab es auch schon den ersten Circlepit des Tages, und auch zu den anderen Liedern wie „Sollumn“ und „Incubus“ wurde wild gefeiert.
Im Anschluss folgte eine weitere Band aus der Schwarzwald-Region, BASILISK aus Donaueschingen. Die Musik der 5-köpfigen Band kann am ehesten dem Dark Metal zugeordnet werden. Die seit 1996 bestehende Combo hat neben den tiefen Growls von Keyboarder Tommy mittlerweile auch eine Frontfrau namens Ela, die mit ihrem Klargesang trotz der düsteren Gesamtstimmung des Musikgenres gut in das Bandgefüge passt. Man merkte dem Auftritt jedoch auch an, dass die Combo in dieser Besetzung noch nicht wirklich eingespielt ist.
Auf diesen düsteren musikalischen Exkurs folgten die energiegeladenen Jungs von NEVER BACK DOWN und ihrem Modern Metalcore. Die Truppe aus Mönchengladbach brachte mit Songs wie „We Are The Ones“ oder „Overdrive“ die Menge zum Feiern, dass der Matsch nur so spritzte. Bei „Never Be Enough“ animierte Frontmann Daryl die Menge zu einem extra Applaus für HÄMATOM, die aufgrund des völlig überraschenden Todes Ihres Bassisten West alle geplanten Konzerte absagten. Die Mischung aus Daryls kraftvollen Growls und der gefühlvollen Stimme von Gitarrist Daniel rissen die Menge konstant von den Füßen.
Rockig ging es weiter mit der deutsch-schwedischen Kombo JADED HEART und ihrer Version von klassischem Hard Rock. Sänger Johan Falberg stand gutgelaunt auf der Bühne und schmetterte dem Publikum eingängige Songs wie „We Want Your Soul“ oder „Heart Attack“ um die Ohren. In seinem schicken Anzug und den offenen schwarzen Haaren hatte er optisch etwas von „John Wick“, ähnlich energisch wie vorgenannter Actionheld absolvierte das Quintett ihren Auftritt, der auf viel Zuspruch des Publikums gestoßen ist.
Mit BRAINSTORM stand einer der Headliner des heutigen Tages bereit. Die 5 Jungs aus Gerstetten sind seit mittlerweile fast 35 Jahren ein Garant für energiegeladenen Power Metal. Auch auf dem METALACKER zeigten Sie wieder was eine gut eingespielte Band zu leisten fähig ist. Frontmann Andy hatte die Menge von Anfang an im Griff. Das Set begann mit dem powervollen „Where Ravens Fly“ welches Andy noch auf hochdeutsch ansagte, schon beim 2. Song „Words Carved In Stone“ stellte er sich jedoch laut die Frage: „Warum rede ich eigentlich hochdeutsch?“ ab da wurde schwäbisch g’schwätzt, was natürlich eine noch intensivere Verbindung zum Publikum bildete. Als bei „Glory Disappears“ der gesamte ACKER lautstark mitsang hatte man das Gefühl, dass wirklich alle Anwesenden (auch die auf dem Hang) mitfeierten. BRAINSTORM verbreiteten bei Ihrem Auftritt bei Allen gute Laune, was mit frenetischem Beifall quittiert wurde.
Eigentlich hätten nun HÄMATOM den METALACKER betreten sollen, da wie oben erwähnt jedoch Bassist Peter „West“ Haag leider kürzlichst, nach kurzer schwerer Krankheit verstorben war, sagten die Deutschrocker verständlicherweise alle Auftritte ab. Als kurzfristeigen Ersatz konnten die Organisatoren dann SEPTICFLESH aus Athen, Griechenland mobilisieren. Die Griechen sind bekannt für Ihren symphonischen Death-Metal mit starken orchestralen Arrangements. Leider sind diese sehr stilgebenden Mittel bei einem Live-Auftritt nur schwer umzusetzen, daher wirkte der Auftritt lange nicht so mitreißend wie auf CD. Starke Lieder wie „Prometheus“ oder „Neuromancer“ waren zwar sehr interessant, kamen aber nur bei den Kennern im Publikum gut an. Die zu Beginn vorhandene aufgeschlossene Stimmung im Publikum als im Takt gefeiert und gebangt wurde, verlief leider im Laufe des Sets im Nirgendwo. Nichtsdestotrotz, waren SEPTICFLESH ein guter Ersatz für den ausgefallenen Headliner.
Mit SEPTICFLESH verließ auch ein Großteil der Besucher das Festivalgelände, die vergangenen Tage und der viele Regen hatten an den Kräften der Zuschauer gezehrt. Während der Umbaupause zur letzten Band würdigten die Organisatoren den verstorbenen „West“, indem Sie zu Hits von HÄMATOM Bilder von Ihm über die Info-Leinwand laufen ließen. Eine sehr schöne Geste, die von den verbliebenen Besuchern mit lautem Jubel gewürdigt wurde.
DESTINY aus Frankreich hatten nun die Aufgabe als letzte Band den diesjährigen METALACKER zu beschließen. Die verbliebenen Metalheads vor der Bühne feierten die Melodic-Metaller mit Ihren letzten Kräften und bescherten den Franzosen einen schönen Abschluss.
Der METALACKER FESTIVAL 2023 hatte dieses Mal mit vielen Unwägbarkeiten zu kämpfen, kurzfristiger Headliner-Wechsel, Sturmwarnungen sowie Sturmschäden machten dem Orga-Team zu schaffen. All das wurde nach unserer Meinung jedoch mit Bravour gemeistert und die Besucher konnten die Bands im wunderschönen Schwarzwald-Ambiente feiern. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, wenn es wieder ins Schwarzwälder Idyll geht um den harten Klängen der E- und Bass-Gitarren gepaart mit den dröhnenden Drums und energischen Screams zu frönen. Danke METALACKER 2023, dass wir von Eventarmy dabei sein durften.
Text: Alexandra Wahl & Oliver Wahl
Fotos: Alexandra Wahl / Oscura Lente Fotografía
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