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Ganze neun Jahre mussten die Fans von PLACEBO auf ein neues Album warten. Doch das lange Warten hat sich gelohnt, denn mit „Never Let Me Go“ schafften es Brian Molko und Stefan Olsdal an die Spitze der deutschen Charts. Obwohl der Sound etwas elektronischer geworden ist, behalten die Songs den typischen PLACEBO-Klang, der jedes Lied sofort als eines der Band erkennbar macht. Brians Stimme hat natürlich auch einen extrem hohen Wiedererkennungswert und egal, was sie spielen, man erkennt die Band sofort an seiner Stimme. Dennoch sind sie sich in gewisser Weise treu geblieben. Zum Album gehört auch eine Tour und so touren PLACEBO derzeit ausgiebig durch die Welt mit ihrer „Never Let Me Go“-Tour.
Nachdem sie 2022 in Köln und 2023 in Bonn großartige Shows gespielt hatten, sollte nun in Monheim unter freiem Himmel ihr letztes Deutschlandkonzert der Tour stattfinden. Monheim wird den meisten kein Begriff sein, denn die kleine Stadt zwischen Düsseldorf und Köln ist eher noch ein Geheimtipp. Noch, denn die Stadt hat in den letzten Jahren sehr viel in Kultur investiert und dies trägt immer mehr Früchte. Beim diesjährigen Sommer Open-Air-Konzert konnte Monheim nicht nur PLACEBO für sich gewinnen, sondern auch RONAN KEATING und 2023 traten dort JOSS STONE und BEN ZUCKER auf. Das nahegelegene, hochmoderne und große Parkhaus erleichtert die Anreise und wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, kann mit Shuttlebussen vom Bahnhof Langenfeld zur Bürgerwiese kostenlos mit dem Konzertticket fahren. Es gibt auch Hotels in der Nähe zu erschwinglichen Preisen. Es wurde also an alles gedacht und eigentlich gibt es keinen Grund, das Monheimer Sommer Open Air nicht zu besuchen. Wer 2024 schon PLACEBO und RONAN KEATING dabei hat, wird in den kommenden Jahren sicherlich noch eins drauflegen. Diese Konzertreihe sollte man also im Hinterkopf behalten oder den Newsletter abonnieren, damit kein Event mehr verpasst wird.
In Monheim werden jährlich über 100 Veranstaltungen angeboten. Sicherlich im Vergleich zum benachbarten Köln nicht viel, aber für diese kleine Stadt schon eine große Leistung und es scheint nicht, als wolle die Stadt ihr Programm und ihre Möglichkeiten nicht weiter ausbauen. Eine Stadt, die man im Hinterkopf behalten sollte, denn wer weiß, welche Schätze sie noch hervorbringen wird!
Wie bereits bei den vergangenen Shows wiesen auch dieses Mal PLACEBO darauf hin, dass die Handys in der Tasche bleiben sollen, damit man das Konzert voll und ganz genießen kann. Bei den Release-Shows zum neuen Album waren Handys komplett verboten. Anstatt etwas zu verbieten, hat die Band nun eine freundlichere Variante gewählt. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass sich die Besucher daran halten würden, denn irgendwie gehört es eben zur heutigen Zeit, alles mit dem Handy festzuhalten. Jede Zeit hat ihre Besonderheiten. Vor Showbeginn kam eine Nachricht von Brian mit der Bitte, die Handys nicht zu benutzen. PLACEBO sind dafür bekannt, dass sie nicht viel vom Fotografieren und Filmen während der Show halten. Das betrifft nicht nur das Publikum, sondern auch die Presse. Der Ansatz der Band war dennoch gut: Über Verbote wird gemeckert und sich beschwert, über Bitten höchstens diskutiert. Es kommt jedoch auch darauf an, wie man eine Bitte umsetzt. Werden Leute aus der Menge geholt, weil sie sich nicht an diese Bitte gehalten haben, geht es meiner Meinung nach zu weit. Denn dann ist es keine Bitte mehr, sondern ein Verbot. Das hinterlässt bei PLACEBO-Konzerten einen bitteren Beigeschmack. Man kann verstehen, dass nicht das komplette Konzert gefilmt werden soll, aber was spricht dagegen, wenn jemand sein Lieblingslied filmt oder ein paar Erinnerungsfotos schießt, die ohnehin keine professionelle Qualität haben? Das gehört einfach zur heutigen Zeit dazu. Leute allerdings aus der Menge zu holen oder sie mit einer hellen LED-Taschenlampe zu blenden, weil sie einer Bitte nicht gefolgt sind, geht etwas zu weit. Dann sollte die Band es anders formulieren und eben der Buhmann sein und die Nutzung verbieten. Wer dann rausgezogen wird, ist halt selbst schuld.
Gegen neun Uhr sollte es dann endlich losgehen. Die Fläche der Bürgerwiese in Monheim war gut gefüllt. Das Konzert war ausverkauft. Das Wetter spielte ebenfalls mit: ein etwas grauer Himmel, aber angenehme Temperaturen um die 25 Grad. Als PLACEBO mit dem Beginn von „Taste in Men“ die Bühne betraten, gab es für die Fans kein Halten mehr.
Wer schon einmal auf einem PLACEBO-Konzert war, weiß, dass hier nicht viel gesprochen wird. Dafür bekommt man Livemusik vom Feinsten. Ansagen gibt es bei einem PLACEBO-Konzert selten, so auch an diesem Abend. Allerdings haben sowohl Brian als auch Stefan sich die Mühe gemacht, etwas Deutsch zu sprechen. Generell kam von Brian mehr Gestik und man hatte den Eindruck, dass er mehr den Kontakt zum Publikum suchte als bei anderen Konzerten. Die Jungs schienen gut drauf zu sein. Des Öfteren standen sie auch am Bühnenrand und Stefan nutzte die Treppe von der Bühne in den Bühnengraben, um bei der Zugabe den Menschen in der ersten Reihe die Hand zu geben. Eine sehr schöne Geste einer sonst eher distanzierten Band.
PLACEBO-Fans erwarten allerdings auch nie lange Ansagen oder andere Kontaktaufnahmen und sind auch nicht enttäuscht, dass so wenig kommuniziert wird. So kennen sie ihre Band und so lieben sie PLACEBO auch. Man könnte fast schon sagen: Das muss so sein. Auch ohne Ansagen wussten die Fans nach den ersten Sekunden, welches Lied an der Reihe war. Die Masse an Menschen war textsicher und jedes Lied wurde laut mitgesungen. Die Stimmung war spitzenmäßig. Die Leute haben getanzt und geklatscht und man konnte sehen, dass alle Spaß hatten. Gegen Ende fing es leicht an zu regnen, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.
Gespielt wurden 19 Lieder, davon 7 vom neuen Album und mit „Running Up That Hill“ von KATE BUSH auch ihr beliebtestes Cover. Der Rest bestand aus Hits wie „Song To Say Goodbye“, „The Bitter End“ oder „For What It’s Worth“. Dass PLACEBO die Setlist im Vergleich zu 2022 und 2023 etwas geändert haben, kam gut an. Die Fans lieben zwar auch die neuen Songs und das Album war eines der besten, die sie je herausgebracht haben, aber die Fans lieben eben auch ihre großen Hits und diese werden immer besonders laut mitgesungen. Das eine oder andere Lied hat man allerdings doch auf der Setlist vermisst. Allen kann man es jedoch nie recht machen.
Abgerundet wurde das Konzert mit einer Lichtshow, die hervorragend zur Band und zu den Songs gepasst hat. Begleitet vom Licht gab es im Hintergrund eine sehr große LED-Wand. Die große Bühne muss ja auch irgendwie gefüllt werden und so war das Bild stimmig.
Wer lange Ansagen bei einem Konzert möchte, ist bei PLACEBO definitiv falsch. Hier steht die Musik im Vordergrund und das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Das kann man gut oder schlecht finden. Fakt ist, dass PLACEBO auch nach mehr als 25 Jahren die Hallen noch füllen und nicht von der Bildfläche verschwunden sind.
So waren PLACEBO lange von der Bildfläche verschwunden und nun ist auch das letzte Konzert
in Deutschland vorbei. Für viele Fans sicherlich mit einem mulmigen Gefühl, weil man nicht weiß, wann und ob man Brian und Stefan wieder live sehen wird. Das neue Album überzeugt und PLACEBO sind live einfach immer einen Besuch wert. Es wäre schade oder gar eine Schande, wenn die Fans jetzt wieder neun Jahre auf neues Material warten müssten.
Alle Bilder gibt es natürlich auf Flickr.
Text und Fotos von Yvonne Otte.
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Fans had to wait a full nine years for a new PLACEBO album. But the long wait was worth it, as Brian Molko and Stefan Olsdal reached the top of the German charts with „Never Let Me Go.“ Although the sound has become slightly more electronic, the songs retain the distinctive PLACEBO vibe that makes each track immediately recognizable as one of the band’s. Brian’s voice, of course, has an extremely high recognition factor, and no matter what they play, you instantly know it’s PLACEBO from his voice. Despite some changes, they’ve remained true to themselves in a way. The album also comes with a tour, and PLACEBO are currently touring extensively worldwide with their „Never Let Me Go“ tour.
After playing fantastic shows in Cologne in 2022 and Bonn in 2023, their final Germany show of the tour was set to take place outdoors in Monheim. Monheim may not be well-known to most people; this small town between Düsseldorf and Cologne is still something of an insider tip. For now, that is, as the city has invested heavily in culture in recent years, and these efforts are increasingly bearing fruit. At this year’s Summer Open-Air concert, Monheim not only attracted PLACEBO but also RONAN KEATING, and in 2023, JOSS STONE and BEN ZUCKER performed there. The nearby, modern, and spacious parking garage makes getting there easy, and if you’re arriving by public transport, you can use the free shuttle buses from Langenfeld station to Bürgerwiese with your concert ticket. There are also affordable hotels nearby. Everything has been well thought out, and there’s really no reason not to visit the Monheimer Summer Open Air. If they’ve already secured PLACEBO and RONAN KEATING for 2024, they’ll likely step it up even more in the coming years. This concert series is worth keeping in mind or subscribing to the newsletter so you don’t miss any events.
Monheim hosts over 100 events annually. While this may not seem like much compared to neighboring Cologne, it’s a significant achievement for this small town, and it doesn’t seem like the city intends to stop expanding its program and offerings. It’s a place to keep an eye on because who knows what treasures it might still reveal!
As with their previous shows, PLACEBO once again requested that fans keep their phones in their pockets so they could fully enjoy the concert. During the album release shows, phones were completely banned. Instead of imposing a ban, the band has now opted for a friendlier approach. However, it’s hard to imagine that all attendees would comply, as capturing moments on your phone is just part of today’s experience. Each era has its unique characteristics. Before the show started, a message from Brian was displayed, asking fans not to use their phones. PLACEBO are known for not being keen on photography and filming during their shows. This policy applies not only to the audience but also to the press. The band’s approach was well-intended: bans tend to lead to complaints, while requests might only spark discussion. However, it also depends on how a request is enforced. If people are pulled out of the crowd for not following the request, it crosses a line in my opinion. At that point, it’s no longer a request but a de facto ban. This adds a bitter taste to PLACEBO concerts. One can understand not wanting the entire concert filmed, but what’s the harm in someone recording their favorite song or taking a few memory snapshots, which are unlikely to be of professional quality anyway? This is simply part of the modern concert experience. However, pulling people from the crowd or blinding them with a bright LED flashlight because they didn’t follow a request goes too far. In that case, the band should phrase it differently and just be the bad guys by outright banning phone use. If someone gets kicked out after that, it’s their own fault.
Around nine o’clock, the concert finally began. The Bürgerwiese in Monheim was well-filled, and the show was sold out. The weather also cooperated: a slightly gray sky but pleasant temperatures around 25 degrees Celsius. When PLACEBO took the stage with the opening of „Taste in Men,“ the fans could no longer contain their excitement.
Anyone who’s attended a PLACEBO concert knows there’s not much talking on stage. Instead, you get top-notch live music. Announcements are rare at a PLACEBO concert, and this night was no exception. However, both Brian and Stefan made an effort to speak a little German. In general, Brian was more expressive with his gestures, and it seemed like he was more engaged with the audience than at other shows. The guys seemed to be in good spirits. They often stood at the edge of the stage, and Stefan even used the steps from the stage to the photo pit to shake hands with people in the front row during the encore. A lovely gesture from a band that’s usually more reserved.
However, PLACEBO fans never expect lengthy announcements or much interaction and aren’t disappointed by the minimal communication. They know their band, and they love PLACEBO just the way they are. You could almost say: that’s how it’s supposed to be. Even without announcements, the fans knew which song was coming after just a few seconds. The crowd was confident with the lyrics, singing along loudly to every song. The atmosphere was fantastic. People were dancing and clapping, and it was clear that everyone was having a great time. Towards the end, it started to drizzle lightly, but this didn’t dampen the mood.
Nineteen songs were played, seven of which were from the new album, including their most popular cover, „Running Up That Hill“ by KATE BUSH. The rest were hits like „Song To Say Goodbye,“ „The Bitter End,“ and „For What It’s Worth.“ The fact that PLACEBO changed the setlist a bit compared to 2022 and 2023 was well received. While fans love the new songs and the album is one of the best they’ve ever released, they also adore the big hits, which are always sung particularly loudly. However, some people missed one or two songs from the setlist. But you can never please everyone.
The concert was rounded off with a light show that matched the band and the songs perfectly. Accompanied by the lighting, there was a massive LED wall in the background. After all, the big stage needed to be filled, and the overall visual effect was impressive.
If you’re looking for long speeches at a concert, PLACEBO is definitely not the band for you. Here, the music takes center stage, as it always has, and probably always will. You can like that or not, but the fact is that after more than 25 years, PLACEBO still fills venues and has not disappeared from the scene.
PLACEBO had been away from the spotlight for a long time, and now their last concert in Germany is over. For many fans, this might bring a bittersweet feeling because there’s no telling when or if they’ll see Brian and Stefan live again. The new album is compelling, and PLACEBO live is always worth the experience. It would be a shame—or even a disgrace—if fans had to wait another nine years for new material.
All photos will be available on Flickr.
Text and photos by Yvonne Otte.