Alle Jahre wieder naht das Ende des Jahres. Und damit die Zeit, die EISHEILIGE NACHT zu feiern. Am 21.12.2024 machte sie Halt in den Hessenhallen Gießen. In diesem Jahr hatten sich SUBWAY TO SALLY als Verstärkung WARKINGS, O’REILLYS AND THE PADDYHATS und HARPYIE zur Verstärkung mitgebracht.
Kurz vor 19:00 Uhr kam Eric Fish auf die Bühne, um die Fans persönlich zu begrüßen und den Konzertabend offiziell einzuläuten. Nach einer kurzen Vorstellung zu der kommenden Bands ging es dann auch direkt los.
HARPYIE eröffneten den Abend mit ihrem Folk-Rock und einem redseligen Aello. Für einen Opener, der in der Regel nur wenig Zeit für sein Set hat, war der HARPYIE-Sänger extrem gesprächig. Da die Band sowas offensichtlich mit einplant, fiel die Set-List mit nur sechs Songs relativ kurz aus. Den Beginn machte „Voodoo“, das Aello in der charakteristischen Maske performte, bevor er ab „Ikonoklast“ sein Gesicht zeigte. Zu „Schildmaid“ gab es einen kurzen Publikumstest ala Team Aello vs. Team Brian und auch sonst war die Band sehr um das Publikum bemüht. Das natürlich in ihrer Feierlaune alles mitmachte. Das kurzweilige Set endete nach 30 min mit „Löwenherz“, für das Aello eine Regenbogenfahne dabei hatte. Leider war der Gesang nicht immer gut zu verstehen, da etwas leise. Dem textsicheren Publikum machte das aber wenig aus.
Set-List HARPYIE:
Voodoo – Ikonoklast – Schildmaid – Omen – Wenn ich tot bin – Löwenherz
Weiter ging es auf der EISHEILIGEN NACHT mit der Irish-Folk-Punk Gruppe aus dem Ruhrgebiet: die O’REILLYS AND THE PADDYHATS sind ein Garant für gute Laune und gerne gesehen Gäste auf diversen Veranstaltungen. Pünktlich zur EISHEILIGEN NACHT haben sie mit „Coming Home“ ihr neustes Werk auf den Markt gebracht und auch den ein oder anderen Song daraus in die Set-List eingefügt. Zu den 11 Songs des Abends gab es dann auch allerlei Sportprogramm in Form von Springen, Circle Pit und allgemeinem Arme-zum-Jubeln-Hochstrecken. Mit „Wake the Rebels“ starteten die PADDYHATS auch direkt durch, brachten dem Publikum den „Irish Way“ zwischendurch bei, tranken mit ihnen einen zum „Raise Your Glasses High“ und waren selbst ein bisschen begeistert von den zwei Jungs, die im Auge des Gießener Strudels ( = Circle Pit) bei „Big Bad Billy“ einen Walzer hinlegten. Mit „Barrels of Whiskey“ beendet die ihr wie immer launiges Set mit einem Mitsing-Highlight und verabschiedeten sich von der Bühne.
Set-List O’REILLYS AND THE PADDYHATS:
Wake the Rebels – Dogs on the Leash – Irish Way – Green Blood – Raise Your Glasses High – Rise up Tear Down – Coming Home – Yesterday’s Rebel – Weight of the World – Big Bad Billy – Barrels of Whiskey
In der Umbaupause wurde man dann auf das vorbereitet, was nun folgen sollte: ein Stil-Bruch. Denn mit „Warriors of the World“ rechnet man eher nicht so auf der EISHEILIGEN NACHT. Das aber viele Metal-Fans anwesend waren, konnte man der Lautstärke des Mitsingens erkennen. Das hatte einen Grund. Und der folgte kurz darauf und brachte die Hessenhalle zum Beben.
Standesgemäß zogen die WARKINGS ein: erst ließ sich Spartan feiern, gefolgt vom Crusader und Viking, bevor der Tribune selbst die Bühne betrat und dem Volk 11 Power-Metal-Songs entgegenwarf. Mit „Last Battle“ ging es direkt kraftvoll los, gefolgt von „Maximus“, dessen Name durch die gesamte Halle donnerte. Und da dem Volk offenbar noch nicht warm genug war, wurden zu „Hephaistos“ Feuerschalen von eben jenem entzündet unter von ihm eingeforderten Jubel-Chören. Die WARKINGS hatten aber nicht nur ein mitreißendes, den Kriegsherren würdiges Bühnenprogramm zu bieten. Denn während andere Bands Boote über das Publikum schwimmen, Dinosaurier im Publikum herumlaufen ließen oder sogar Drachen dabei hätten, hätten die WARKINGS diesen Drachen erschlagen, um die gerettete Maid im größten Gemächtring der Welt von den Händen des Volkes tragen zu lassen. Und so wurde die Maid, bewaffnet mit einem Selfie-Stick, in eben jenen Ring gesetzt und auf die Reise durch das Publikum geschickt. Dass die WARKINGS nicht nur Drachen töten sondern auch die (Metal-) Welt retten können, stellten sie direkt unter Beweis, in dem zwei Kinder die Performance des Publikums bewerten mussten. Den beiden Jungs (die Zukunft des Metals, damit die Andreas Gabliers und Helene Fischers dieser Welt keine Zukunft haben) waren zunächst allerdings nicht begeistert („Auf deutsch: das war scheiße“ übersetzte der Tribune das schlichte „Nein“ der Jungs) und das Publikum legte nach. Zufriedenstellend. Es wurde aber nicht nur die Gesangsperformance getestet. Ihren Hephaistos schickten die WARKINGS zu „Fight“ in das Publikum, damit er einen möglichst großen Circle Pit dirigiere. Im Gegensatz zum Song-Titel sollte das aber nicht kämpferisch ausarten, denn schließlich seien wir eine große Familie und man möge sich doch bitte helfen, wenn einer fiele. Aber es fiel niemand, niemand wurde verletzt und alle Körperteile blieben dort, wo sie sein sollten. Auch wenn Gießen an diesem Abend zu „Sparta“ wurde. Unterstützung für die WARKINGS gab es für ein paar Songs durch niemand geringerem als Morgana le Fay. Und die Zauberin betörte das Publikum direkt gekonnt mit ihren Growls und der leicht düsteren Atmosphäre, die sie auf die Bühne brachte. Der stechende (kontaktlinsen unterstütze) Blick ihrer Augen tat sein übriges, um die Fans in den Bann zu ziehen. Das Set endete viel zu schnell. Schon schallte mit „Gladiator“ der letzte Song durch die Halle, holte nochmal alles an Stimmgewalt aus dem Publikum heraus. Zum Glück, denn am Ende bewertete niemand geringeres als der Tribune die Performance seiner Untertanen. Doch er war, so kurz vor Ende des Jahres, gnädig gestimmt und zeigte mit erhobenem Daumen seine Zufriedenheit an.
Set-List WARKINGS:
Last Battle – Maximus – Hephaistos – Spartacus – Heart of Rage – To the King – Warriors – Fight – We are the Fire – Sparta – Gladiator
Was für viele das Highlight des Abends war, war aber noch nicht das Ende. Denn der Headliner folgte noch. Und SUBWAY TO SALLY mussten nicht besorgt auf die Publikumsmenge schauen. Kaum jemand verließ die Halle, fast alle wollten die Veteranen des deutschen Mittelalter-Rock sehen. Und die hatten 19 Songs dabei, die das Herz der Fans höher schlagen ließen. Doch erstmal ließen sie es auf der EISHEILIGEN NACHT schneien. Zur „Eisheiligen Nacht“ gingen Flocken auf das Publikum nieder und wandelten die ersten Reihen in jubelnde Schneegestalten um. Es folgten Klassiker wie „Kleid aus Rosen“, „Falscher Heiland“ oder „Sieben“, aber es gab auch diverse Songs vom frisch veröffentlichten Album „Post Mortem“ wie den Titeltrack und in der Zugabe „Stahl auf Stahl“ mit Unterstützung der WARKINGS. Leider, so meinte Eric, bedeutet ein neues Album und die Hinzunahme von neuen Songs in die Set-List auch immer das Streichen von anderen, liebgewonnenen Songs. Aber auch das letztjährige Album „Himmelfahrt“ fand sich wieder. Das Set endete aber mit dem Klassiker „Eisblumen“. Also „endete“ – denn natürlich war das noch nicht das Ende. Der Aufmerksame Leser dürfte den Spoiler „Zugabe“ im Text bereits bemerkt haben. Aber Tradition ist Tradition. Und so verließen SUBWAY TO SALLY nach „Eisblumen“ die Bühne, hüllte diese in Dunkelheit und genoss wahrscheinlich das traditionelle Anstimmen von „Räuber“ aus dem Publikum. All zu lange ließen sie sich nicht bitten, sondern kamen mit vier weiteren Songs zurück auf die Bühne, u. a. mit dem bereits erwähnten „Stahl auf Stahl“ und mit „Veitstanz“, das eine weitere Tradition darstellte: denn hier kommen nochmal alle Musiker des Abends auf die Bühne und die verschiedenen Sänger übernehmen Parts des Songs. Was dem Ganzen gerade durch Morgana le Fay einen echt interessanten Anstrich gab. Doch dann war Schluss. Also wirklich. Also fast. Denn die eine Tradition war ja immer noch nicht vollführt. Und so stimmte das Publikum erneut „Räuber“ an, damit SUBWAY TO SALLY, bewaffnet mit Weihnachtsmützen, zurück auf die Bühnen kamen und dieses traditionell letzte Stück gemeinsam mit dem Publikum performten. Und egal, wie viele Shows man bereits so hat enden hören: es ist immer wieder krass.
Set-List SUBWAY TO SALLY:
Eisheilige Nacht – Kleid aus Rosen – Falscher Heiland – Besser du rennst – Sieben – Post Mortem – Weit ist das Meer – Henkersbraut – Was ihr wollt – Leinen los – Alles was das Herz will – Ihr kriegt uns nie – Tanz auf dem Vulkan – Eisblumen – Ausgeträumt – Island – Stahl auf Stahl (+ WARKINGS) – Veitstanz (+ alle) – Räuber
Aber das war es dann wirklich, das Ende dieser EISHEILIGEN NACHT in Gießen. Und wer befürchtete, dass nach der Ankündigung des Albums „Post Mortem“ mit dem Hinweis, dass „Himmelfahrt“ eigentlich das Ende hätte sein sollen, auch das Ende des EISHEILIGEN NACHT bevorstehen könnte, der wurde beruhigt. Auch im nächsten Jahr wird es diese beliebte Konzertreihe geben. Und neben SUBWAY TO SALLY werden SCHANDMAUL, KUPFERGOLD und HAGGEFUGG mit dabei sein.
Wer sich ein frühes Weihnachtsgeschenk machen wollte, nahm direkt eins der Tickets mit, die vor Ort verkauft wurden. In diesem Sinne: wir sehen uns 2025.
Text und Bilder: Nina Hermes