English below (soon)
LINDSEY STIRLING ist eine vielbeschäftigte Frau – man könnte fast meinen, dass sie ständig auf Tour ist, da sie ununterbrochen neue Musik und Videos veröffentlicht. Neben ihrem 2. Platz bei „Dancing With The Stars“ (hierzulande nennen wir es „Let’s Dance“) hat sie mittlerweile auch zwei Weihnachtsalben herausgebracht, mit denen sie jedes Jahr eine atemberaubende Show vorwiegend durch Amerika tourt. Im Juni dieses Jahres veröffentlichte sie schließlich ihr fünftes Album (ohne die Weihnachtsalben mitzuzählen), das den Titel „Duality“ trägt. Zwischendurch tritt sie immer wieder als Gastmusikerin auf. Bei all diesen Aktivitäten fragt man sich: Wo nimmt sie die Zeit her, um zu proben und diese beeindruckenden Shows auf die Beine zu stellen? Natürlich sollte kurz nach der Veröffentlichung von „Duality“ auch eine Tour starten. Nachdem sie ausgiebig in ihrer Heimat aufgetreten war, kam sie nun endlich wieder für einige Termine nach Deutschland. Düsseldorf war einer der Stopps.
Die Mitsubishi Electric Halle war bestuhlt. Mit Ausnahme der Show 2019 in Köln waren LINDSEYs Konzerte bisher immer bestuhlt. Bestuhlte Konzerte sind zwar angenehm für die Beine, aber irgendwie ist die Stimmung weniger intensiv als wenn man in der Menge steht.
Als LINDSEY STIRLING die Bühne betrat, war der Applaus groß. Die Show begann mit dem Lied „The Eye of the Untold Her“, in dessen Video sie auf ihre Karriere als Musikerin zurückblickt und ihre Musikvideos Revue passieren lässt. Dabei trug sie das Outfit, das sie bei ihrem letzten Auftritt bei „America’s Got Talent“ anhatte, bevor sie nach einem vernichtenden Urteil der Jury („braucht Gesang, ihre Darbietung allein reicht nicht, um Hallen zu füllen“) ausschied. Ein perfektes Lied um einen Abend voller Staunen und Überraschungen zu beginnen.
Bei LINDSEY STIRLING sind die Erwartungen hoch, weil man weiß, dass sie einen extrem hohen Maßstab an sich selbst hat. Aber selbst LINDSEY STIRLING schafft es sich auf jeder Tour selbst zu übertreffen und das Publikum in Staunen zu versetzen. Wer Videos ihrer Weihnachtstourneen gesehen hat, weiß, dass LINDSEY mittlerweile genauso viel Zeit in der Luft verbringt wie auf dem Boden. Die Neugier, was sie sich für diese Tour ausgedacht hatte, war entsprechend groß.
Enttäuscht wurde man an diesem Abend nicht. Gute 90 Minuten ließ sich das Publikum von LINDSEY STIRLING verzaubern, ehe man fassungslos vor Begeisterung nach Hause ging. Mit für sie verhältnismäßig vielen Ansagen erzählte LINDSEY von ihrer Angststörung, die sich wie aus dem Nichts entwickelt hatte und wie sie es geschafft hat, diese unter Kontrolle zu bringen. Da sie gerne teilt was ihr hilft, und anderen auch helfen möchte, brachte sie dem Publikum drei Atemübungen bei, die im nächsten Lied umgesetzt werden sollten. Dazu sollte man die Augen schließen. LINDSEY versicherte, dass sie nur spielen werde, nichts auf der Bühne passieren würde und während des Stückes eine Stimme erkläre, was zu tun sei. Zur Überraschung waren diese Ansagen auf Deutsch. Generell war alles, was vom Band kam, auf Deutsch. Es muss ein enormer Aufwand gewesen sein, diese Ansagen in den jeweiligen Sprachen der Länder, die sie auf dieser Tour besuchte, aufzunehmen. Mit Witz und Charme sagte LINDSEY auch, dass die Stimme irgendwann aufhören würde, man aber bitte weiter atmen solle. Ein Lachen ging durch die gefüllte Halle. Viele Künstler machen emotionale Ansagen, aber man nahm ihr jedes Wort ab. LINDSEY STIRLING ist authentisch und gerade weil sie ihre eigenen Erlebnisse und ihren Werdegang teilt, ist sie den Menschen so nah. Die Ansagen mögen vielleicht jeden Abend ähnlich sein, aber dennoch ist jede Show einzigartig.
Die Show war ein perfekter Mix aus schnellen Stücken und ruhigeren Songs. Dabei stand LINDSEY teils allein auf der Bühne und tanzte oder wurde von ihren Tänzerinnen tatkräftig unterstützt. Immer wieder wurde sie in die Luft gehoben – teils mit Ringen, teils einfach nur mit Stoff. Einmal schwebte sie als großer, wunderschöner Schmetterling über der Mitte der Bühne – ein Bild, das man nicht so schnell vergessen wird.
Der Sound war wirklich hervorragend abgemischt. Gerade bei klassischen Instrumenten ist das besonders wichtig und macht das Konzert erst zu dem, was es letztlich ist: ein Hörvergnügen. Das Publikum war bunt gemischt: Alle Altersklassen und Geschlechter waren vertreten. Auffallend war der große Anteil an Kindern, die anwesend waren. Für viele ist LINDSEY wahrscheinlich so etwas wie ein Idol und hat sie zur Geige gebracht. LINDSEY ist einfach für jeden etwas – egal wie alt, egal welches Geschlecht und egal, welche Musik man bevorzugt.
Gespielt wurden 18 Lieder. Stolze 10 davon stammten vom aktuellen „Duality“-Album, die restlichen von ihren früheren Studioalben. Es ist sicherlich Geschmackssache, ob man so viele Lieder von einem neuen Album hören möchte. Ein paar ältere Songs wären sicher auch gut angekommen. Aber die Stimmung war gut, soweit man bei einem bestuhlten Konzert überhaupt von Stimmung sprechen kann. So dass es auch hier nichts zu bemängeln gibt.
Alles in allem war es wirklich ein unvergesslicher Abend. Sicher stand LINDSEY oft allein auf der Bühne und tanzte, was traumhaft aussah, aber besonders der Tanz als Einheit mit ihrem Team war atemberaubend schön. Da steckt jede Menge Arbeit drin. LINDSEY STIRLING hat es ihren früheren Juroren gezeigt: Sie kann große Hallen füllen, braucht keinen Gesang dafür und ihre Shows, auch wenn der Tanz als Einheit spektakulär ist, wären ohne ihn nicht weniger beeindruckend.
Wer die Möglichkeit hat LINDSEY STIRLING live zu sehen, sollte sich das nicht entgehen lassen. Man geht garantiert nicht enttäuscht nach Hause. Diese Show ist mit das Beste, was man sich anschauen kann – und bei jeder Tour wird sie noch besser und übertrifft sich selbst.
Alle Bilder gibt es natürlich auf Flickr (In Arbeit, wird ergänzt).
Text und Fotos von Yvonne Otte.