Alle Jahre wieder kommt TARJA zur Weihnachtszeit mit ganz besonderen Konzerten nach Deutschland. Unter dem Motto „Christmas Together“ singt TARJA traditionelle Weihnachtslieder, die zum Teil auch auf ihrem 2017 veröffentlichten „From Spirits and Ghosts (Score for a Dark Christmas)“ Album zu finden sind. Eigentlich sollte dieses Konzert bereits 2020 stattfinden. Da Weihnachtslieder im Sommer nicht so viel Sinn ergeben, wurde die Tour von Winter 2020 auf Winter 2021 und dann nochmals um ein Jahr auf Winter 2022 verschoben, wo diese Konzertreihe nun endlich stattfinden konnte.
Bereits vor Einlass war die Schlange vor der Christuskirche lang. Die Christuskirche gibt jedem Konzert das besondere Etwas. Wo besser als in einer Kirche hätte man dieses Konzert spielen können? So war es auch kein Wunder, dass nicht nur TARJAs treuste Fans dabei waren, sondern wohl auch ganz normale Menschen, die sich gerne klassische Weihnachtslieder anhören wollten. Die Fans waren allerdings wohl in der Mehrzahl vertreten, weil wohl kaum eine klassische Sängerin und deren Band mit so einem Applaus und Gejubel begrüßt werden würden, wie es an diesem Abend der Fall war. Wer schon mal auf TARJAs Rockkonzerten war, der weiß, sie lächelt viel und zeigt sich immer sichtlich dankbar und berührt von der Liebe, die ihre Fans ihr immer entgegenbringen. Dieses Mal war sie allerdings noch mehr berührt und hatte ein Dauerstrahlen ins Gesicht geschrieben. Es war einfach schön, sie so glücklich zu sehen.
Wir alle wissen, dass TARJA singen kann. Das hatte sie damals bei NIGHTWISH unter Beweis gestellt und auch auf der Vielzahl an Alben, die sie mittlerweile Solo herausgebracht hat, zeigt sie jedes Mal erneut wie vielseitig sie und ihre Stimme sind. Auf der „Christmas Together“- Tour konnte sie allerdings so richtig zeigen, was sie kann. Häufig wird bei ihren Rockshows kritisiert, dass sie nicht immer jeden Ton trifft. Das mag sicherlich auch am Sound liegen, wie der abgemischt ist, aber auch daran, dass sie einfach wie ein Flummi über die Bühne hüpft und dabei dieses hohe Gesangsniveau aufrechterhalten muss. Ich persönlich habe einige ihrer Konzerte in den vergangenen 10 Jahren besucht und kann das mit „nicht den Ton treffen“ nicht bestätigen, aber dennoch sollte jedem klar sein, dass es einen Unterschied macht, ob man sich bei einer Show viel bewegt und dabei singt, oder ruhig dasteht und singt. Die „Christmas Together“ Konzertreihe ist ein sehr ruhiges Konzert und so war hier „nicht den Ton treffen“ kein Thema. Hier saß jeder Ton auf dem Punkt und es war ein Genuss ihrem Gesang zuzuhören. Nach jedem Song gab es einen riesigen Applaus und TARJAs Gesicht strahlte bis über beide Ohren. Das war wirklich schön anzusehen.
Das Konzert fing bereits um acht Uhr an. Keine Vorband, wie man es bei den meisten Konzerten kennt. Eine Vorband wäre sicherlich in diesem Rahmen nicht angebracht gewesen. An diesem Abend gab es nur TARJA und ihre Band mit traditionellen Weihnachtsliedern. Langweilig wurde es trotzdem nicht, denn auch wenn es ein seriöserer Rahmen war, als es ihre Rockshows vielleicht bietet, konnte man anhand ihrer Gesten nicht übersehen, für was sie eigentlich auf die Bühne geht.
Zugegeben: Ich bin kein Weihnachtsfan und Weihnachtslieder sind wirklich nichts, was ich mir freiwillig anhören würde. Ich bin zu dem Konzert gegangen, weil ich neugierig war. Ich hatte mich schon vor Ende des Konzertes nachhause fahren sehen, weil ich die Musik nicht weiter ertragen wollte. So war meine Vorstellung. Bereits nach den ersten Liedern war klar, dass ist ein Konzert, was man so schnell nicht vergessen wird, weil es wunderschön sein würde. Von „Musik ertragen“ war keine Rede mehr, denn auch wenn man kein Fan solcher Lieder ist, war es ein Genuss TARJA zuzuhören.
Gespielt wurden gut 90 Minuten mit einer Vielzahl an Liedern. Darunter auch Lieder in verschiedenen Sprachen. TARJA traut sich viel und hat auch nicht vor Deutsch zurückgeschreckt. Sicherlich als Muttersprachler etwas seltsam anzuhören, aber dennoch alle Achtung vor so viel Mut.
Das Konzert, was ich eigentlich vorzeitig nach ein paar Liedern und gemachten Bildern verlassen wollte, war dann doch viel zu schnell zu Ende. Ob es nun an der Kirche lag oder an TARJAs Stimme oder an beidem zusammen, aber irgendwie hat man die Kirche mit einem ganz besonderen, positiven Gefühl verlassen. Ein wundervoller Abend in der Christuskirche ging zu Ende, aber das Gefühl und die Erinnerungen werden bleiben.
Alle Bilder gibt es natürlich auf Flickr.
Text und Fotos von Yvonne Otte.